House of Cards by Dobbs Michael

Autor:Dobbs, Michael [Dobbs, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Berlin Verlag
veröffentlicht: 2015-02-28T05:00:00+00:00

KAPITEL 23

Wenn ehrgeizige Träume zerplatzen, führt der Staub zu einem schönen Sonnenuntergang. Für solche Abende lass ich gern mal alles im Stich.

Sonntag, 24. Oktober

Weekend Watch. Eine ganze Nation schaut von den Rängen zu. Löwen und Christen – oder immerhin ein Christ. Collingridge entspannte sich allmählich, während die Sendung ihren Lauf nahm. Er hatte die vergangenen beiden Tage über gründlich geübt, und die Fragen fielen weitgehend erwartungsgemäß aus und gaben ihm Gelegenheit, mit echtem Elan über die nächsten Jahre zu sprechen. Er hatte darauf bestanden, dass die Fragen zu Charlie und den Behauptungen des Observer für den Schluss aufgespart blieben – damit sich diese Huren in der Sendeleitung nicht vor ihrem Versprechen drückten, jenen Teil auf zehn Minuten zu beschränken. Jedenfalls wollte er schon richtig in Schwung sein. Nach fünfundvierzig Minuten Erörterung der nationalen Anliegen und leuchtenden Zukunft würde gewiss jeder Zuschauer mit einem Mindestmaß an Gerechtigkeitssinn die Fragen schlicht gemein und unerheblich finden.

Sarah lächelte ihm ermutigend von ihrem Sitz am Rand der Studiobühne zu, als sie zum letzten Werbeblock umschalteten. Er blies ihr einen Kuss zu, als der Aufnahmeleiter alle mit wedelnden Armen wissen ließ, dass sie sogleich wieder auf Sendung gingen.

»Herr Premierminister, in den letzten Minuten unserer Sendung möchte ich mich den Behauptungen zuwenden, die der Observer vergangene Woche über Ihren Bruder Charles gedruckt hat, und der Unterstellung sittenwidriger Aktiengeschäfte.«

Collingridge nickte mit ernstem, unbewegtem Gesicht.

»Nach meiner Kenntnis hat Downing Street diese Woche in einer Erklärung jegliche Verbindung Ihrer Familie mit dieser Angelegenheit bestritten und nahegelegt, es könne sich dabei um eine Verwechslung gehandelt haben. Ist das richtig?«

»Keine Verbindung, nein. Nicht im Geringsten. Ich kann nur sagen, dass es vielleicht eine Verwechslung mit einem anderen Charles Collingridge gegeben hat, aber es ist nicht meine Aufgabe, die merkwürdige Story im Observer zu erklären. Ich kann Ihnen nur sagen, dass niemand in meiner Familie irgendetwas mit Renox-Aktien zu tun gehabt hat. Darauf haben Sie mein Ehrenwort.« Er sprach die Worte langsam aus, beugte sich vor, blickte dem Moderator geradewegs in die Augen.

»Nach meiner Kenntnis bestreitet Ihr Bruder, jemals eine Briefkastenadresse in einem Tabakwarenladen in Paddington eröffnet zu haben.«

»Allerdings«, bestätigte Collingridge. »Bekanntlich ist er gerade nicht in bester Verfassung, aber –«

»Sie entschuldigen die Unterbrechung, Herr Premierminister, unsere Zeit ist sehr knapp. Diese Woche hat einer unserer Reporter einen Umschlag an sich adressiert, zu Händen Charles Collingridge, und an dieselbe Anschrift in Paddington geschickt, die zur Kontoeröffnung benutzt wurde. Es war ein leuchtend roter Umschlag, damit er deutlich hervorstach. Gestern dann ging er ihn abholen. Wir haben ihn gefilmt. Bitte schauen Sie doch einmal auf den Monitor. Ich entschuldige mich für die schlechte Qualität, aber wir mussten eine versteckte Kamera einsetzen, da der Ladeninhaber sehr wenig Kooperationsbereitschaft zeigte.«

Der Moderator schwenkte in seinem Sessel herum, damit er gemeinsam mit den Zuschauern das körnige, aber noch zu entziffernde Videomaterial sehen konnte, das auf der großen Leinwand hinter ihm abgespielt wurde. Collingridge warf Sarah einen besorgten Blick zu, ehe er zögerlich seinen eigenen Sessel drehte. Er sah, wie der Reporter auf die Theke zuging, verschiedene Plastikkarten und

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